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mitten in die Berichte über die Wanderschaft Jesu mit seinen Jüngern, den vielen Begegnungen mit Volksgruppen, Gesprächen mit Einzelnen und aufkeimendem Streit mit den religiösen Führern, notiert der Evangelist ein außerordentliches Ereignis. Tausende werden durch fünf Brote und zwei Fische satt. Diese scheinbar bestenfalls als „wunderbare“ Vermehrung annehmbare und irgendwie anekdotisch gewordene Erzählung ist in der Deutung regelrecht entzaubert und geradezu entmachtet, zum Sinnbild, zu einer nur biblisch verstehbaren Symbolhandlung.

Kommen wir der Erzählung näher, lassen wir sie durch ein inneres Begegnen mit Johannes lebendig werden. Dann überrascht der Text. Was spektakulär und gleichzeitig unglaublich wirkt, rückt aus dem Mittelpunkt, ist mehr äußerer, bestätigender Rahmen, nicht das eigentliche Wunder. Das geschieht im nicht ausgesprochenen Kern der Erzählung, ist mehr innerer Entschluss, eine Vision Jesu. Er sieht in der Geste und der Hoffnung auf Teilung die Wende vom Hunger zum Überfluss. Es bleibt ja noch viel Brot und Fisch übrig.

So erzählt Johannes vom Lebenswunder, das wir alle kennen. Aus einem ersten Kuss zwischen Verliebten kann ein ganzes Leben werden; Versöhnung einzelner Menschen ganze Völker bewegen; der mutige Aufbruch weniger neue Wege erschließen. Was verbindet und was auch der Evangelist entdeckt, ist der Mut des Beginnens. Und davon erzählt er. Wenn ich endlich beginne zu teilen, entsteht eine Bewegung, ein Zeichen, eine Lebensbotschaft. Und wir kennen solche Beginner: Mahatma Gandhi, der aus einem Zug aussteigt, weil er sieht, wie auf dem Bahnsteig Menschen geschlagen werden - Mutter Teresa, die ein paar auf der Straße Sterbende versorgt.

Die Geschichte ist voll von solchen Beginnern. Johannes hätte also nicht diesen Rahmen gebraucht, der immer den Kipppunkt des Zweifelhaften mit erzählt. Aber mit dieser Wahrnehmung verlassen wir ihn oder verlieren wir sein Erzählen, denn eine Botschaft fügt er an. Erst wenn wir das Beginnen erleben, greifbar machen, als Verwirklichung erfassen, gibt es den Mut, den Beginnenden zu folgen. 
Wer von diesem Brot gegessen hat, der weiß, wie man den vielfachen Hunger in Leben verwandelt.

Ihr Pfarrer Fey