Bild: istockphotos.com
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Liebe Besucher:innen unserer Homepage,

 

es muss ein großartiges Projekt gewesen sein – eine überzeugende Idee, aber dann, wie so oft,

geriet alles zu groß und wurde nicht mehr steuerbar. Aus der Idee wird Zwang. Sie ist zur unkontrollierten Macht 

ausgewachsen, verliert das menschliche Maß.

Die uralte biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel kleidet diese sich in der Geschichte der Menschen immer wiederholende Erfahrung in drastische Bilder. Die Folgen sind dramatisch und schmerzvoll. Unsere Vorfahren haben sie als Gottesstrafe gedeutet und die Sprachverwirrung als Grenzsetzung Gottes für die Menschen.

Das mag heute als biblisches Märchen mit dem Verdacht der Angstmacherei abgetan werden. Aber die Erzählung trägt eine Grunderfahrung mit sich.

 

Es gibt diesen offensichtlichen Umschlag von großen und offenbar guten Ideen in unabsehbare, zerstörerische Erscheinungen. Und es gibt diese Sprachlosigkeit. Was ein paar kluge Köpfe als physikalische Theorie andachten, wird zur Atombombe. Die Idee eines Seeweges wird allein durch Kolumbus zur Vernichtung unzähliger Nationen. 

Aus den Ideen der neuzeitlichen Theologen wird ein Dreißigjähriger Krieg, der ganz Europa verwüstet. 

Der Beispiele sind viele. 

Bleibt also bei allen Versuchen, die biblische Grunderzählung abzulegen, doch so etwas wie Strafe und Verwirrung?

 

Das war wohl die Ausgangsfrage, der Grundimpuls des Verfassers einer anderen biblischen Erzählung. 

Ausgehend von der Erfahrung des Scheiterns, mit Blick auf die Verlierer einer scheinbar machtvollen Gottesreichsidee, die offensichtlich verblendet von dem Traum eines Himmels auf Erden waren, beschreibt Lukas in der Apostelgeschichte die Wendesituation. Wir nennen das Pfingsten und sind von den mächtigen Zeichen über den Aposteln beeindruckt oder hilflos gemacht. Donner, Feuer, ein Beben scheint es zu brauchen, um über die Schwelle der Angst zu treten. 

Aber das ist vielleicht gar nicht das eigentliche Wunder. Lukas versteht seine Erzählung als Aufforderung – als Beginn. Die Sprachverwirrung löst sich. Da treten plötzlich solche auf, die alle verstehen, die vernetzen, die endlich Worte finden für das, was gut ist und  Leben trägt. Auch wenn es so scheint, ist Pfingsten aber kein Anfang. Das wird Petrus schnell den Bewohnern Jerusalems ausdeuten. Es ist die Erinnerung, dass Gott mit den Menschen sozusagen im Gespräch ist und uns Lebensworte für das große Gespräch der Menschen zu jeder Zeit, auf jedem Teil der Erde gibt. Für das große Gespräch über das Lebbare, Lösbare, Wandelbare, über das rettende Maß. Und aus diesem Gespräch der Weltgemeinschaft könnte es Lösungen und Vermeidungen geben. 

 

Liege ich falsch oder spreche ich wirr, wenn mich Klimawandel, Pandemie, 

Krieg in Europa und manches mehr an diesen Fehlversuch von Babel erinnern?

Wir müssen sprechen. Wir können sprechen. Denn Pfingsten gilt!

 

 

Ihr Pfarrer Fey