Eingewöhnung



 

Liebe Familien!

 

Sie interessieren sich für eine Betreuung Ihres Kindes in unserer Kindertagesstätte? Wir möchten Sie als Familie gerne auf Ihrem Weg begleiten und unterstützen. Dabei freuen wir uns auf jedes neue Kind und starten Ihre Zeit bei uns geplant und transparent, denn Kinder und Eltern erleben in der Kita oftmals die erste institutionelle Kinderbetreuung außerhalb der eigenen Familie. Eltern bleiben die wichtigsten Menschen auf der Welt für Ihre Kinder und jetzt kommen noch andere wichtige Menschen dazu. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für Sie alle und das ist auf jeden Fall „gewöhnungsbedürftig“!

 

Die Betreuung von Kindern in einer Kindertagesstätte hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr weiterentwickelt, sodass Sie als Eltern oft nicht auf eigene Vorerfahrungen zurückgreifen können. Aber auch die familiären Lebensformen haben sich sehr geändert. So hat zum Beispiel vermehrte Berufstätigkeit in den Familien den Wunsch nach früherer Betreuung wachsen lassen. Die Zusammenarbeit mit der Kita ist jetzt erst noch unbekannt, es entstehen Fragen, Wünsche, Erwartungen, Zweifel und vielleicht auch Ängste. Schrittweise beginnen wir die Erziehungspartnerschaft mit Ihnen.

 

Kindertagestätten sind Bildungseinrichtungen. Daher legen wir großen Wert auf Lernprozesse. Kinder setzen sich aktiv mit ihrer Umwelt aufgrund bisheriger Lebenserfahrungen auseinander und erschließen sich so neue Bereiche dieser Welt. Sie sollen das Bild von ihrer Selbstwirksamkeit bei uns positiv entwickeln. Dabei gibt es immer eine Waage zwischen Neuem und Vertrautem. Ist nur vertrautes um das Kind herum, wird ihm auf die Dauer langweilig. Gibt es aber nichts vertrautes, kann ein Kind Angst bekommen. Das gilt so auch für die Eingewöhnung in der Kita. 

Eine behutsame und individuelle Eingewöhnung ist uns sehr wichtig, um dem Kind einen guten Start in die Kita zu ermöglichen und für alle weiteren Wechsel und Umbrüche im Leben des Kindes eine gute Grundlage zu legen. Für Kinder ist es eine große Herausforderung, sich an eine neue Umgebung anzupassen und neue Beziehungen zu fremden Personen aufzubauen. Dabei benötigen sie die Hilfe und Unterstützung ihrer vertrauten Bezugspersonen. Es geht uns nicht um ein bestimmtes Eingewöhnungsmodell, das bei uns verfolgt werden soll, sondern um eine genaue und feinfühlige Beobachtung der neuen Kinder. Sie geben uns das Tempo und die nächsten Schritte vor. Das Temperament der Kinder, bisherige Erfahrungen oder der momentane Entwicklungsschritt beeinflussen den Ablauf. Was bei der Tagesmutter vor einem Jahr geklappt hat, muss heute in der Kita nicht mehr funktionieren. Erst wenn das Vertrauen bei den Kindern gewachsen ist, kommt es zum Trennungsversuch von den Eltern, erst wenn die Kinder sich in der Kita wohlfühlen, bleiben sie über Mittag hier… Daher sind Angaben zu Tagen nur als Richtwerte zu verstehen, die sich auch ganz anders verteilen können. 

 

Das grundlegende Ziel der Eingewöhnung besteht darin, während der Anwesenheit der vertrauten Bezugsperson eine tragfähige Beziehung zwischen Fachkraft und Kind aufzubauen. Das Gefühl der Sicherheit durch eine gute Beziehung zur Fachkraft ist später die Grundlage für gelingende Bildungsprozesse in der Kita (ohne Bindung keine Bildung!) und es ist die Grundlage für einen gesunden Start des Kindes in seinen neuen Lebensabschnitt. Darüber hinaus soll das Kind selbstverständlich die Einrichtung mit all ihren Abläufen, Regeln, Ritualen aber auch ihren Menschen und Räumen in aller Ruhe kennen lernen. Die Eingewöhnungszeit ist abgeschlossen, wenn das Kind die BezugserzieherIn als sichere Basis akzeptiert, das heißt, wenn es sich von ihr trösten lässt. 

 

Die Eingewöhnungsphase beginnt mit der Vertragsunterzeichnung durch die Eltern. Eine neue Zeit beginnt für die ganze Familie. Sie müssen sich darauf einstellen, Ihr Kind in „fremde Hände“ zu geben und dafür sollen Sie sicher sein, dass Ihr Kind bei uns „in guten Händen ist“. Sie sind jetzt Kindergarten-Eltern. 

Damit  das  Ihnen  allen  leichter  fallen  kann,  bieten  wir  nach  Ostern  einmal  wöchentlich offene Spielnachmittage in der Kita an. Hier steht die ganze Kita offen und zu Ihrer Verfügung. Lassen Sie Ihr Kind das Haus erkunden. Sie erleben gemeinsam, wie es ist, plötzlich so viele andere Kinder um sich zu haben. Die KollegInnen aus dem Haus stehen Ihnen für Gespräche und Fragen zur Verfügung und die Kinder können schon Kontakt zu ihren GruppenpädagogInnen aufnehmen. Durch die Vielzahl der Termine ist es nicht schlimm, wenn Sie einige verpassen. Und wenn sich zu Hause Fragen ergeben, können Sie immer wieder nachfragen kommen. Sie können schon viel aus dem Gruppenalltag erfahren und den KollegInnen viel von Ihrem Kind erzählen. Hier treffen Sie auch auf andere Eltern, denen es genauso geht wie Ihnen.

Ein Elternabend bildet den nächsten Schritt in der „Eingewöhnung der Eltern“, an dem wir den weiteren Ablauf der Eingewöhnung noch einmal Schritt für Schritt vorstellen und an dem wir auch einen Ausblick auf die ganze Arbeit in unserem Haus bieten wollen. Wir erklären Struktur und Ablauf des Kita-Alltags, erzählen etwas zu Festen, Feiern und Projekten, reden über Bildungsdokumentation, Sprachentwicklung und haben viel Zeit für Fragen. Der Abend sollte in der Regel Mitte/Ende Juni stattfinden. 

 

Sie bekommen von uns ein kleines Heft mit einigen Fragen, nach denen Sie die Eingewöhnung noch einmal in den Blick nehmen können:

  • Wie haben Sie die Eingewöhnung Ihres Kindes bei uns erlebt?
  • Wie haben Sie Ihr Kind während dieser Zeit zu Hause erlebt?
  • Hat sich das Kind verändert, seitdem es bei uns ist (z. B. Schlafgewohnheiten, Spielverhalten, Entwicklungsschritte)?
  • Glauben Sie, dass sich das Kind in der Kita wohlfühlt? Woran merken Sie das?
  • Wie stehen Sie zu der Entscheidung, ihr Kind zu uns in die Kita zu geben?
  • Haben Sie Fragen zur Kita, zu Ritualen, Abläufen, Angeboten, unserem pädagogischen Konzept?
  • Haben Sie weitere Wünsche oder Fragen an uns? 

Bitte machen Sie sich zu Hause Notizen über das Erlebte und auch gerne über Ihre Gefühle und die Reaktionen des Kindes.

Außerdem bekommen Sie ein kleines Fotoalbum von uns, in das Sie Fotos von Ihrer Familie, von Freunden und von Ihrem Zuhause geben können. Bringen Sie es zur Eingewöhnung mit in die Kita. Eine kleine Erklärung zum Foto auf der gegenüberliegenden Seite hilft den KollegInnen, wenn Sie später mit den Kindern in das Fotoalbum schauen.

 

Wenn es weiteren Bedarf für einen Austausch zwischen Eltern und PädagogInnen gibt, werden Ihnen gerne noch Gesprächstermine vor Beginn der Kita-Zeit angeboten. Das Kind sollte bei diesem Gespräch dabei sein, um es kennen zu lernen. Im Aufnahmegespräch können dann wichtige Daten und Informationen über das Kind und Ihre Familie ausgetauscht werden. Es ist uns wichtig, dass für das Kind ein kontinuierlicher Erziehungsprozess zwischen Familie und Kita entsteht!

 

Nicht jedes Kind wird am 1. August zum Beginn des neuen Kita-Jahres mit der Eingewöhnung in unserem Haus beginnen können. Da wir viel Zeit und Ruhe brauchen, werden die Kinder in den Gruppen gestaffelt beginnen. Das genaue Datum und die Uhrzeit sprechen Sie mit den GruppenpädagogInnen am Elternabend ab. 

Die Kita bereitet sich schon auf die neuen Kinder vor. Die Garderobenhaken bekommen Fotos, die Becherhalter ebenfalls und auch ein Platz für die Matschsachen wird geschaffen.

 

Der „erste“ Tag…

Für die Eltern bietet die Eingewöhnungszeit eine besondere Form des Einblicks in die Kita, der eine gute Grundlage für die folgende Erziehungs- und Bildungspartnerschaft legt. Das Kind soll mit der neuen Umgebung vertraut werden und eine Beziehung zur ErzieherIn aufbauen. Es kommt mit einer vertrauten Bezugsperson (meist die Eltern oder aber auch Großeltern o.ä.) und mit dem wichtigsten Kuscheltier in die Kita und bleibt ca. 1 Stunde im Gruppenraum. Es gibt an diesem Tag keinen Trennungsversuch. Die Eltern haben dabei eine wichtige Rolle. Sie sitzen im Gruppenraum und bilden den „sicheren Hafen“ für das Kind. Sie sind nur aufmerksame Beobachter und bewusst inaktiv, ja sogar passiv! Sie spielen nicht mit, schicken das Kind aber auch nicht irgendwo hin oder drängen es. Wenn ein Kind nach dem Vertrauten sucht, soll es das bei Ihnen finden. Wir schauen genau auf die Gefühle des Kindes. Es kann frei von Erwartungen seine Gefühle äußern. Erst, wenn es bei Ihnen „aufgetankt“ hat, kann es aufbrechen, um die Kita zu erobern. Später werden die ErzieherInnen diese Rolle übernehmen. Reagieren Sie auf Annäherung und Blickkontakt positiv, nehmen Sie jedoch von sich aus keinen Kontakt zum Kind auf. Wenn das Kind vom Schoß aus zuschauen will, ist das in Ordnung. Unsere BezugserzieherIn wird behutsam versuchen Kontakt zum Kind aufzunehmen. Sie ist in dieser Stunde ausschließlich für Ihr Kind da, baut Kontakt auf und versucht, Ihr Kind an das Gruppengeschehen heranzuführen und wird auch später noch intensiv für Ihr Kind da sein. Wir bieten hier hochwertige, durch einfühlsames, unmittelbares Reagieren gekennzeichnete Betreuung. Da sich diese Erfahrungen für das Kind immer wiederholt, wird sie für das Kind einschätzbar und es kann schnell lernen, Vertrauen aufzubauen. Das Kind lernt: „…das ist hier immer so!“ und gelangt so zu einer stabilen Bindung an die erste Pädagogin. Alle anderen Aufgaben im Gruppenalltag werden von den übrigen KollegInnen erledigt. 

Gerne können Sie bei Wickelkindern jeden Tag mit der BezugserzieherIn zum Wickeltisch gehen und das Kind wickeln, auch wenn das vielleicht gerade nicht nötig ist. Die Pflegesituation ist mehr als nur hygienische Notwendigkeit, sie ist ein kommunikatives, zugewandtes und ereignisreiches Miteinander. Zu Beginn schaut unsere PädagogIn noch zu und übernimmt in den nächsten Tagen Schritt für Schritt das Wickeln. Das schafft gegenseitiges Vertrauen. (In unserem Haus wickeln alle Kollegen und Kolleginnen. Wir fragen die Kinder, ob wir sie wickeln dürfen oder ob eine andere Person das übernehmen soll.) Nach ca. einer Stunde ist der erste Tag für das Kind geschafft. Wir beenden den Tag immer in einer Phase des Wohlfühlens, damit das Kind die Kita in einer guten Stimmung verlässt. Wundern Sie sich aber nicht, wenn das Kind in diesen Tagen sehr müde oder „quengelig“ ist. Es ist eine sehr anstrengende Zeit für die Kinder, in der sie viel (ver-)arbeiten müssen. Sie lernen viele neue Kinder kennen, müssen sich neue Regeln erarbeiten und auch teilen lernen.

(Sollte sich in den ersten Tagen zeigen, dass Ihr Kind zu einer anderen ErzieherIn stärker tendiert, kann ein Wechsel im Bezug anstehen.)

 

Die nächsten Tage…

…verlaufen dann nach demselben Muster. Unsere KollegInnen bauen eine Beziehung und im weiteren Verlauf auch eine feste Bindung zum Kind auf, während Sie selbst als Eltern beobachtend dabei sitzen. Meist sind es noch zwei bis vier Tage mit diesem Ablauf.

 

Der erste Trennungsversuch…

… erfolgt nach einer genauen Beobachtung und Bewertung durch unsere Pädagoginnen. Der Zeitpunkt ist dann erreicht, wenn die Kinder mit ihren Fragen, Sorgen, Freuden und Beobachtungen sich der Pädagogin zuwenden und nicht den Eltern, wenn die Kinder Vertrauen aufgebaut haben und verstanden haben, dass die PädagogInnen hier alles regeln und die Eltern sowieso nur inaktiv herumsitzen. Oft ist das nur ein kurzer Blick, der uns dann aber zeigt, dass der Zeitpunkt für den Trennungsversuch erreicht ist. Diese erste Trennung findet aber nie direkt nach einem Wochenende oder einer Erkrankung statt. Die Erfahrung sagt, dass dieser Schritt oft zwischen dem dritten und siebten Tag angegangen werden kann.

 

Nachdem die Eltern einige Zeit mit in der Gruppe waren, verabschieden Sie sich vom Kind und verlassen den Raum. Sie verabschieden sich kurz, aber deutlich. Die meisten Kinder weinen dann zum Abschied. Das ist völlig in Ordnung! Abschied schmerzt auch uns als Erwachsene. Die BezugserzieherIn tröstet Ihr Kind und bringt es wieder ins Spiel (Lernziel: Nach einem Abschied folgt etwas Schönes, es lohnt sich, den Schmerz auszuhalten). Die Eltern warten in der Kita (etwa 30 Minuten), sind aber für das Kind nicht sichtbar und erreichbar. In unserer Kaffee-Ecke stoßen Sie bestimmt auf andere Eltern, die in der gleichen Situation sind, wie Sie. Wenn der Tag für Ihr Kind beendet werden soll, werden Sie durch eine andere ErzieherIn in den Gruppenraum geholt und gehen dann auch zügig nach kurzem Austausch nach Hause. Das Kind soll lernen, dass der Tag zu Ende ist, wenn die Eltern es abholen kommen. Mit diesem Ablauf vergehen dann auch die nächsten Tage, meist drei bis fünf. 

Sie verabschieden sich jeden Tag beim Kind und „schleichen sich nie aus der Gruppe“!! Das ist für viele Eltern ein schwerer Schritt und Sie dürfen gerne auch im Wartebereich ein „Tränchen verdrücken“! Auch das ist ganz normal. Die Kita-Eingewöhnung Ihres Kindes ist ein Übergang, der auch von den Eltern bewältigt werden muss. Nur ein klares Signal von Ihnen an das Kind ist wichtig: „Ich gehe jetzt, Du bist traurig, ich bin traurig, aber ich gehe jetzt“!

Lässt sich ein Kind beim ersten Trennungsversuch nicht durch die Erzieherin beruhigen, ist zu erwarten, dass die Eingewöhnung länger dauern wird. Dann werden Sie als Eltern länger im Gruppenraum dabei sein, bis der nächste Trennungsversuch unternommen werden kann. 

 

Schritt für Schritt werden die Zeiträume ohne Sie als Eltern in der Gruppe dann vergrößert. Die Kinder kommen früher in die Kita, frühstücken mit, essen irgendwann auch mittags mit und bleiben dann über Mittag in der Kita. Die Eltern halten sich dann nicht mehr in der Kita auf, sind jedoch telefonisch immer erreichbar und auch wieder schnell in der Kita, falls der Tag für das Kind einfach früher beendet werden muss. Es entstehen mit jedem Tag deutlichere Rituale, wie Sie sich vom Kind verabschieden, wann Sie Ihr Kind bringen, wann Sie es abholen und was im ganzen Kita-Alltag für Ihr Kind passiert. 

 

Die Eingewöhnung ist abgeschlossen wenn das Kind einen ausgeglichenen Eindruck macht, sich von der BezugserzieherIn trösten und pflegen lässt, sich das Essen geben lässt, in der Kita schläft, sich mit der neuen Umgebung auseinandersetzt und die BezugserzieherIn als “sichere Basis” akzeptiert. 

Zeigt das Kind folgendes Verhalten, ist es in der Einrichtung angekommen:

  • Es weint nach der Eingewöhnungszeit (ca. einen Monat) nicht mehr beim und nach dem Abschied von der Mutter, dem Vater, oder lässt sich sofort von der Erzieherin trösten.
  •  Es geht gern und freiwillig in die Tageseinrichtung.
  • Es zeigt wenig „Abseitsverhalten", das heißt es steht selten unbeschäftigt herum, wandert selten ziellos umher, es lutscht wenig am Daumen und zeigt wenig rhythmische Selbstberuhigung.
  • Es spielt konzentriert.
  • Es spielt parallel zu Kindern oder kooperiert mit ihnen und zeigt weniger Aggression als anderes Sozialverhalten.
  • Es spricht spontan die Erzieherin an.
  •  Es sucht Trost bei der Erzieherin.
  • Es freut sich, lacht oft und weint selten.
  • Es muss nicht immer die Aufmerksamkeit der Erzieherin haben.
  • Es besitzt eine altersgemäße Frustrationstoleranz und kann warten.

 

Ein Abschlussgespräch zur Phase der Eingewöhnung können Sie gerne mit unseren KollegInnen vereinbaren. Bringen Sie Ihr Notizheft mit, erzählen Sie von Ihren Gefühlen, Erfahrungen und Beobachtungen.

 

Stellen Sie weiter Fragen und bringen Sie Ideen für unsere weitere Arbeit mit…