Liebe Besucher unserer Homepage,
immer wieder suchen die Gesetzeslehrer die Konfrontation mit Jesus.
Sie stellen Fragen nach Moral und Gesetz und verstehen sich dabei als Träger umfangreichen Wissens – als Ansprechpartner für Gesetz und Moral. Tatsächlich konfrontieren sie Jesus mit konstruierten Situationen,
die ihrem Denken als Hüter des religiösen und politisch verwobenen Religionssystems entsprechen. Sie tarnen sich als eine letzte, zwar relativ begrenzte, aber teils selbstständige Instanz im Machtgefüge der römischen Besatzung – eine Schattenexistenz.
Durch das Auftreten Jesu sehen sie sich bedroht. Ihr geschickt aufrecht erhaltenes Arrangement könnte die Balance verlieren, denn es zehrt vom verunsicherten Glauben, der Ängstlichkeit durch Übertretungen und der Furcht, in Schuld oder Sünde zu geraten. Längst ist dabei aus Seelsorge und Lebensrat ein Geflecht aus Gesetzen und Regeln gewachsen. Immer subtiler und undurchschaubarer sind die Antworten. Längst berühren sie das Leben nicht mehr. So nennt Jesus die Gesetzeslehrer hartherzig. Ins biblische Bild gebracht: Noch nicht einmal von Moses, dem Gesetzesbringer schlechthin, sind sie überzeugbar.
Wo nach Liebe und Zuneigung gefragt wird, antworten sie mit ausgeklügelten, scheinbar frommen
Geboten, die lediglich die äußere Ordnung von Ehe und Familie sichern. Programmatisch arbeiten sie sich so durch alltägliche Konflikte und religiöse Anfragen, und verwandeln den Glauben zur angsterfüllten Plage. So erzählen es die Evangelisten.
Aber es entspricht nicht der historischen Wirklichkeit. Das System der Schriftgelehrten ist mit Israel untergegangen. Die Gruppe der aristokratischen Sadduzäer verliert sich mit der Zerstörung des Tempels.
Die sogenannten Pharisäer dagegen waren volksnahe Gelehrte. Soweit sie überlebt haben, sind sie in der Diaspora zerstreut. Über 2000 Jahre bis heute stehen sie in ihrer Nachfolge als Rabbiner den Gläubigen bei. Was von den Evangelisten beschrieben wird, ist nicht historisch. Es ist eine literarische Fiktion. Sie schaffen eine Schablone. Diese umzeichnet die Gefahr, dass aus frei machendem Glauben Gesetze werden, und aus helfenden Hörern, Richter und Gesetzeshüter. Ein Bruch, der alle Religionen durchzieht, und ein Albtraum, den Franz Kafka exemplarisch in der Moderne fast zwanghaft und beispielhaft aufzeichnet. Ohne die in den Evangelien umzeichnete Schablone ist das nicht verstehbar. Ihr Text schreibt sich sozusagen fort, sucht sich Autoren.
Mit Kafka nehmen die dunklen Wächter, vor denen die Evangelisten warnen, erneut ihre schattenhafte Gestalt an, und entladen sich brutal im Krieg und Terror des 20. Jahrhunderts. Wie oft schreibt er von der Verlorenheit vor „dem Gesetz“, von den mächtigen „Wächtern“ und „Verwaltern“. Seine Angst war prophetisch und verknüpft sich mit anderen Warnenden, die Bibliotheken füllen und dort verstauben.
Fatal nur, wie mir scheint, die Wächter haben in vielfältigen Gestalten ihre Lebendigkeit nicht verloren, sind unterwegs. Dagegen echot die Warnung der Evangelisten, eines Kafkas und vieler anderer und ruft uns in die entsprechende Probe. Wo findet der böse Wechsel statt, der entmenschlicht und verurteilt und die Freiheit und Liebe verschattet? Wo ist die Konfrontation, die Jesus will? Und damit beginnt unser Sonntagsevangelium.
Was geschieht, wenn wir die Wächter nicht enttarnen? Das steht in Folge nicht im Evangelium, aber in jedem Geschichtsbuch … und heute in den Medien!
Ihr Pfarrer Fey
Hinweis
Aufgrund einer internen Veranstaltung bleibt das Pfarrbüro am
kommenden Donnerstag, den 10.10.24 ganztägig geschlossen.
Liebe Gemeindemitglieder,
wer etwas bewegen will, muss sich bewegen!
Dazu haben sich unsere Schwestern der Mägde Mariens entschlossen:
Unsere Sr. M. Emilie wechselt als Oberin in die Niederlassung nach Bad Kreuznach.
In den letzten Jahren war sie wichtige Ansprechpartnerin der Alten und Kranken der Gemeinde.
Als „radelnde Schwester“ werden wir sie als lieb gewonnenes Bild vermissen.
Wir wollen ihr am 12. Oktober 2024 um 17:30 Uhr in der Hl. Messe des Klosters „Danke sagen“.
Ihr Pfarrer Fey